- Moltke
- Mọltke,mecklenburgisches Uradelsgeschlecht, das 1245 erstmals urkundlich erscheint. Die preußische Linie des in Deutschland ansässigen Stammes wurde 1870 mit Helmuth Freiherr von Moltke in den preußischen Grafenstand erhoben. Die heute im Mannesstamm erloschene württembergische Linie hatte 1776 den Reichsgrafenstand erlangt. Eine der fünf Linien des in Dänemark angesiedelten Stammes kam 1750 zur Lehnsgrafschaft. - Vertreter:1) Adam Wilhelm Lehnsgraf von, dänischer Staatsmann, * Einsiedelsborg (Fünen) 25. 8. 1785, ✝ Kopenhagen 15. 2. 1864; 1831-45 Finanzminister. Als Ministerpräsident (1848-52) vollzog er den Übergang Dänemarks zur konstitutionellen Monarchie (1849 Einführung einer demokratischen Verfassung). 1849-60 war Moltke Mitglied des Landstings (Oberhaus des Reichstags) und 1854-61 des Reichsrats (Präsident 1854-55).2) Helmuth Graf (1870) von, preußischer Generalfeldmarschall (1871), * Parchim 26. 10. 1800, ✝ Berlin 24. 4. 1891, Onkel von 3) und Urgroßonkel von 4); seit 1819 Offizier zunächst in der dänischen, dann seit 1822 in der preußischen Armee; 1835-39 als Hauptmann Militärinstrukteur im Osmanischen Reich; danach Generalstabslaufbahn; 1857-88 Chef des Generalstabs der Armee. - 1867 war Moltke konservativer Abgeordneter im Reichstag, seit 1872 auch erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses. - Als Chef des Generalstabs machte Moltke die detaillierte Vorbereitung von Mobilmachung und Aufmarsch (unter Verwendung von Eisenbahn und Telegrafie) zur Grundlage der strategisch-operativen Planung. Unter ihm erlangte der Generalstab größere Bedeutung; so war er ständig um ein hohes Niveau der Ausbildung der Offizieranwärter und der künftigen Generalstabsoffiziere bemüht. - Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurde Moltke erst im Verlauf der Kampfhandlungen in dessen Leitung einbezogen. Nachdem am 2. 6. 1866 der Chef des Generalstabs erstmals das Recht erhalten hatte, den Kommandobehörden des preußischen Feldheeres Befehle direkt zu erteilen, oblag Moltke die unmittelbare, faktische Führung der militärischen Operationen im Deutschen Krieg von 1866 sowie im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.Aufgrund vieler unwägbarer Faktoren im Ablauf eines Feldzuges hielt Moltke nur dessen Beginn für planbar. Er sah seine Aufgabe v. a. in der umfassenden Vorbereitung der militärischen Auseinandersetzung unter Ausnutzung aller (besonders der technischen) Möglichkeiten und betrachtete die Strategie im Verlauf eines Krieges als ein »System von Aushilfen«. Konkret verfolgte Moltke in beiden von ihm geführten Feldzügen das Ziel, den Gegner auf dessen Territorium anzugreifen und dort durch Umfassung entscheidend zu schlagen (Sedan; zum Teil bei Königgrätz). Operatives Mittel hierzu war die Vorgehensweise des »Getrennt marschieren, vereint schlagen«.Ausgabe: Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten, 8 Bände (1891-93).E. Kessel: M. (1957);F. Herre: M. Der Mann und sein Jahrhundert (1984).3) Helmuth von, preußischer Generaloberst, * Rittergut Gersdorff (Mecklenburg) 25. 5. 1848, ✝ Berlin 18. 6. 1916, Neffe von 2) und Großonkel von 4); 1906 als Nachfolger A. von Schlieffens Chef des Generalstabs der Armee. Der durch seine Entschlusslosigkeit mitverursachte Misserfolg der Marneschlacht führte zu seinem Rücktritt am 14. 9. 1914.4) Helmuth James Graf von, Widerstandskämpfer, * Kreisau (Schlesien) 11. 3. 1907, ✝ (hingerichtet) Berlin-Plötzensee 23. 1. 1945, Urgroßneffe von 3), Großneffe von 2); Jurist, 1939-44 Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht im OKW; Ȋ 1931 mit Freya von Moltke (* 1911). Von liberaler und weltbürgerlicher Lebensauffassung, entschiedener Gegner des NS-Staates, sammelte Moltke ab 1940 im Kreisauer Kreis Regimegegner um sich, die für eine rechtsstaatliche Ordnung im Geist des Christentums und der sozialen Gerechtigkeit eintraten. Er wurde am 19. 1. 1944 verhaftet und am 11. 1. 1945 zum Tode verurteilt.Ausgaben: Bericht aus Deutschland im Jahre 1943. Letzte Briefe aus dem Gefängnis Tegel 1945 (131981); Briefe an Freya 1939-1945, herausgegeben von B. Ruhm von Oppen (Neuausgabe 21995).F. von Moltke: Erinnerungen an Kreisau. 1930-1945 (1997).
Universal-Lexikon. 2012.